Digitale Dogmen – die Programmausstattung (Trilogie, Teil 3)

Verhärtet sind die Fronten, wenn es um Betriebssysteme, Anwendungssoftware und Lernplattformen in der Schule geht. Insbesondere trifft das auf die Nutzung von Tablets im Unterricht zu.

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Hier scheint sich die Lagermentalität immer mehr zu verfestigen. Es ist legitim und begrüßenswert, die Vorzüge des jeweiligen Systems zu präsentieren, allerdings finde ich es nicht in Ordnung, gleichzeitig den anderen Systemen ihre Daseinsberechtigung in der Schule abzusprechen. Tatsächlich hängt es sehr stark davon ab, was ich als Lehrender für meinen Unterricht glaube, was relevanter wäre: Usability, Kompatibilität oder Kosten. Auch in Bezug auf Programmausstattung spreche ich mich klar für Vielfalt aus, in Fragen der Schulverwaltung ist Vielfalt dann doch eher hinderlich.

Und selbiges trifft auch auf den Zwang zu, dass eine bestimmte Lernplattform verwendet werden muss. Das widerspricht dem Prinzip der Freiheit der Lehre. Daher ist es durchaus sinnvoll, dass Lehrer/innen aus einem Angebot ihre Auswahl treffen können.

 

padagogy-wheelPadagogy Wheel CC Allan Carrington

 

Die Diagnose, dass das Schulsystem nicht die aktuellen technischen Entwicklungen aufgreift, wird bereits seit Jahrzehnten gestellt. So titelte die Zeitschrift ‚Der Spiegel‘ schon im Jahr 1984, dass der Computer Pflicht im Unterricht werde und kündigte eine Revolution an.

Die angekündigte Revolution ist bislang nicht eingetreten. Es stellt sich somit die Frage, ob es tatsächlich keine Weiterentwicklung in dieser Zeit gegeben hat. Bedenken sollte man in diesem Zusammenhang, dass die Schule neben der Funktion, die nachfolgende Generation zu bilden, auch eine gesellschaftliche Funktion zu erfüllen hat: die Tradierung von Werten und gesellschaftlichen Normen, eine gesellschaftserhaltende und -gestaltende Funktion. Durch die Wahrnehmung dieser Aufgabe ist das Schulsystem per se ein konservatives System, es ist dem System also eigen, dass sie Innovationen nur zeitverzögert aufnimmt. In Bezug auf den Einsatz digitaler Medien ist diese Zeitverzögerung oft schwer erträglich.

Diese Tradition, die der permanenten Forderung, dass sich das Schulsystem der Innovation stellen solle, innewohnt, würde nahelegen, dass sich das System in den letzten Jahrzehnten nicht weiterentwickelt hat. Dieser Befund mag von einem subjektiven Standpunkt korrekt sein, entspricht allerdings eher nicht den Tatsachen. Vielmehr kommt Innovation – wie erwähnt – im Schulsystem verzögert an, aussagekräftiger für den jeweiligen Entwicklungsstand sind in diesem Fall internationale Vergleiche der Schulsysteme in Bezug auf digitale Medien wie beispielsweise die ICILS Studie.

 



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