Digitale Kompetenz: Was die Schule beitragen kann

Werner Hartmann und Alois Hundertpfund haben ein Buch veröffentlicht: Digitale Kompetenz.

Darin beschreiben sie ausführlich zehn Kompetenzfelder zum Umgang mit digitalen Medien. Sie setzen sich „mit der Frage auseinander, über welche Kompetenzen man in einer digital geprägten Gesellschaft verfügen muss, um am Arbeitsmarkt erfolgreich teilnehmen und sich im gesellschaftlichen und privaten Umfeld selbstbestimmt bewegen zu können.

Tatsächlich gibt es zu digitalen Medien und Schule mannigfaltige Literatur und vieles, das sich zu lesen lohnt. Hartmanns und Hundertpfunds Buch hebt sich davon besonders ab, weil es in einer sehr verständlichen Sprache geschrieben wurde und so auch von im Feld noch nicht so versierten Lehrenden eine lohnende Lektüre ist. Gleichzeitig haben sich die Autoren aber sehr intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, ihre jahrzentlange Erfahrung spürt man in jedem Satz. Besonders beeindruckend finde ich aber, dass die Kapitel weder völlig abstrakt sind und andererseits auch nicht so toolifiziert, dass sie nur eine zeitlich begrenzte Gültigkeit hätten. Die Autoren erklären Lehrenden anschaulich die erwünschten digitalen Kompetenzen ohne ihnen dabei eine erlernte Hilflosigkeit aufzunötigen, sondern beflügeln im Gegenteil ihre Kreativität.

Die zehn Kompetenzfelder = die zehn Kapitel (plus ein Bonusabschlusskapitel):
1. Information und Wissen: Verwesentlichung
2. Soziale Intelligenz und Verständigung
3. Kritisches und flexibles Denken
4. Umgang mit kultureller und sozialer Heterogenität
5. Abstraktion und Modellbildung
6. Nutzung digitaler Werkzeuge
7. Rollenbilder privat, beruflich und öffentlich
8. Kreatives, produktives Denken
9. Informelles und selbst­bestimmtes Lernen
10. Virtuelle Zusammenarbeit

Diese sind nicht hierarchisch aufgebaut, Über- Weiter- und Zurückspringen im Buch wird auch von den Autoren selbst angeregt. In jedem Kapitel werden die Bedeutung des Themas für die Schule, Umsetzungsmöglichkeiten, Voraussetzungen und Beispiele behandelt.

Das Buch ist keine Abhandlung darüber, ob digitale Medien gut oder schlecht sind, sondern setzt bei deren alltäglichen Realtität an. Den Lehrenden bleibt die Aufgabe, die vorgestellten Ideen in konkrete Lernszenarien umzusetzen, Hartmann und Hundertpfund wissen um den Stellenwert der Lehrenden Bescheid:  „Eines bleibt nämlich: Guter Unterricht lebt stark von der Persönlichkeit der Lehrperson.“

Ich möchte für dieses Buch eine ausdrückliche Leseempfehlung abgeben, es sollte Platz in den Schulkonferenzzimmern finden und Pflichtlektüre in der Lehrendenausbildung und -weiterbildung sein. Eventuell wird es ja vom bmbf für alle Lehrenden in Österreich angekauft.

Zitate aus:  Hartmann, W. & Hundertpfund, A. (2015). Digitale Kompetenz: Was die Schule dazu beitragen kann (1., 1. Auflage 2015.). hep verlag.

Erhältlich: hier (hep) und hier (Amazon).



3 thoughts on “Digitale Kompetenz: Was die Schule beitragen kann”

  • Der Leseempfehlung möchte ich mich mit einem Hinweis anschließen: „Digitale Systematiker und Toolisten“ werden vielleicht vom Buch ein wenig enttäuscht sein (die müssen halt etwas tiefer schürfen ;-); aber m.E. schaffen die Autoren es genau dadurch, sich nicht in einzelnen Details zu verlieren, sondern einen Bildungsalltag zu zeichnen, der „das Digitale“ voll inkludiert. Das Neue besteht nämlich nicht nur aus einzelnen Details, die man „dazustellt“; das Neue ist in der Summe etwas anderes als Leben, Lernen, Lehren in Zeiten der Gutenberg-Galaxis.

  • Was das Buch m.E. besonders auszeichnet: Das neue Leben/Lehren/Lernen ist durch das Digitale nicht (nur) in einigen „dazugestellten“ Details verändert; es unterscheidet sich wesentlich von der Balance in Zeiten der Gutenberg-Galaxis. Und das machen die beiden durch den „theoretischen“ Rahmen, den sie in der Einleitung aufspannen, deutlich.

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