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fnma Studie: Von KI lernen, mit KI lehren: Die Zukunft der Hochschulbildung.

fnma Studie: Von KI lernen, mit KI lehren: Die Zukunft der Hochschulbildung.

Die fnma-Studie „Von KI lernen, mit KI lehren: Die Zukunft der Hochschulbildung“ widmet sich der Frage, wie Künstliche Intelligenz (KI) die Hochschullehre in Österreich verändert und welche Potenziale sowie Herausforderungen sich daraus ergeben. Ich durfte das Gesamtprojekt koordinieren. Ziel der Untersuchung war es, den aktuellen 

Publikationsliste

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Publikationen (Auswahl) Mein Profil auf ResearchGate.

Zur KI-Akzeptanz bei Lehrenden und Lehramtsstudierenden

Zur KI-Akzeptanz bei Lehrenden und Lehramtsstudierenden

Wir (Karin Tengler und ich) haben eine umfangreiche Studie zur Akzeptanz von KI-Applikationen bei Lehrenden und Lehramtsstudierenden durchgeführt. Den Beitrag zum Tag der Forschung haben wir jetzt als Preprint veröffentlicht, weil wir gerne Rückmeldungen zu den Studienergebnissen im definitiven Artikel berücksichtigen wollen – und weil die Ergebnisse schon jetzt von Interesse sein könnten: https://zenodo.org/records/10531909

Didaktik in einer Kultur der Digitalität

Didaktik in einer Kultur der Digitalität

Christian Wiesner und ich haben als Herausgeber eine etwas andere Herangehensweise für einen neuen Sammelband versucht, mit dem Ergebnis sind wir mehr als zufrieden!

Mensch oder Bot?

Mensch oder Bot?

Das war meine Frage zu zwei Texten, gestellt im Rahmen von Vorlesungen, Seminaren und Vorträgen an insgesamt ca. 480 Lehrer*innen und Lehramtsstudierende. Bei beiden Texten handelt es sich jeweils um einen Teil einer Deutschschularbeit, 4. Klasse AHS. Ein Text wurde von ChatGPT4 verfasst, einer von 

ChatGPT ist kein philosophischer Logiker – und das sollten auch Schülerinnen und Schüler wissen

ChatGPT ist kein philosophischer Logiker – und das sollten auch Schülerinnen und Schüler wissen

Die Antworten von ChatGPT sind betörend. Viel wurde daher über die Auswirkungen von ChatGPT auf Schule und Hochschule geschrieben, Banales und Bedeutendes. Ein wichtiger Aspekt wird dabei aber wenig beachtet, dem möchte ich mich hier kurz widmen.

Der Mensch verknüpft Texte mit Bedeutung, diese Bedeutungen werden in Korrelation gesetzt. Wir besitzen so etwas wie Wahrheitsfähigkeit, so würden es zumindest manche Philosoph*innen sehen. Mit der Frage, wie man wahre von falschen Aussagen unterscheiden kann, beschäftigen sich verschiedene philosophische Ansätze. Die philosophische Logik, die Ontologie und die Erkenntnistheorie helfen uns bei der Einordnung. Kurzum: der Mensch möchte weitergeben, was der Fall ist. Text ist für den Menschen Repräsentation.

Beim Menschen steht Text für Repräsentation. Neben den Verknüpfungen von Textfragemten zu Text gibt es auch jene zu Bedeutungen.

Was macht dagegen ChatGPT? ChatGPT ist eine sogenannte schwache künstliche Intelligenz (KI). Schwache KI soll den Menschen bei konkreten Anwendungsproblemen unterstützen, im Gegensatz zu starker KI hat es aber nicht den Anspruch, komplexe Aufgaben eigenständig zu lösen.

ChatGPT funktioniert so, dass die Textfragmente keine Zuordnung zu Bedeutungen haben. Stark vereinfacht ausgedrückt: er sucht in seiner Datenbank nach Textmustern, die in Beziehung mit einer gestellten Frage stehen. Die gefundenen Textmuster setzt er aufgrund von formalen Kriterien zusammen. Mit errechneten Wahrscheinlichkeiten versucht der Bot, vorherzusagen, wie ein Satz sinnvoll fortgesetzt werden kann. Diese Fähigkeiten von ChatGPT wurden in mehreren Phasen optimiert (selbstüberwachtes Lernen, überwachtes Lernen, bestärkendes Lernen). Es werden also Textteile in Vektorräume übersetzt, verarbeitet und anschließend zusammengeklebt.

Large Language Models kleben Textteile zusammen, basierend auf Algorithmen. Der Bezug zu Bedeutung fehlt.

Wahrheit kann in diesem Zusammenhang kein Kriterium für ChatGPT sein. Er versucht, aus den Daten, die ihm zur Verfügung stehen, mit Hilfe von Algorithmen Texte zu erstellen. Diese Texte sind losgelöst von Repräsentation. ChatGPT verfügt nicht über so etwas wie ein strukturiertes Weltwissen.1

ChatGPT erzeugt Textmuster, von denen der Mensch gewohnt ist, sie als sinnvoll zu akzeptieren. Man hat also das Gefühl, dass ChatGPT sinnvolle Texte erzeugt, sehr oft sind die Ergebnisse seltsam vage und nebulös. Dabei handelt es sich aber um die Abarbeitung eines Algorithmus an einer riesigen Menge an Parametern. Die Texte haben keine Bedeutung im menschlichen Sinne, ChatGPT hat keinen Überblick über das Arrangement. Er ist also eher so etwas wie ein Polyphrasiker, manches Mal ein Bullshitter, jedenfalls aber kein philosophischer Logiker. Sprache entsteht hier über statistische Modellierung.

Von diesen Fähigkeiten des Bots sind wir geblendet und projizieren Bedeutung in die Texte. Das zeigt sich sehr deutlich bei all den veröffentlichten Antworten des Bots, bei denen es dann heißt: „ChatGPT meint dazu …“. Der Bot meint aber nicht, er konstruiert. Vergessen wir nicht: ChatGPT wurde von Menschen erfunden und programmiert, die Struktur der Datenbank haben Menschen ersonnen und die Textfragmente stammen von Menschen.

Den Unterschied zwischen Bedeutung und der Simulation von Bedeutung sollten wir auch unseren Schüler*innen bewusst machen.

Anmerkung

1 Es gibt aber sehr wohl Ansätze zu KI, die versuchen, Wissen zu strukturieren. Cyc (https://de.wikipedia.org/wiki/Cyc) verwendet seit 1984 eine eigene Ontologiesprache (Cycl), um aus Inhalten logische Aussagen zu generieren. Eliza (1966, https://de.wikipedia.org/wiki/ELIZA) verfügt über ein strukturiertes Wörterbuch.

Das Will, Skill, Tool Model und der 8-Punkte-Plan

Das Will, Skill, Tool Model und der 8-Punkte-Plan

Aktuell führen wir viele Onlinesprechstunden zur Umsetzung des 8-Punkte-Plans durch. Bei einer der letzten Onlinesprechstunden habe ich mich an das Will, Skill, Tool Modell von Knezek et al. und dessen Aussagen erinnert gefühlt. Wie es dazu kam:

Aus Gerhard wird 50+

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Eure Vermutung, dass auch ich älter werde, ist völlig korrekt. In diesem Jahr steht sogar ein runder Geburtstag an! 🙂 Dabei bin ich privilegiert in vielfacher Weise: ich wohne in einem der wohlhabendsten Länder der Welt, habe einen gutbezahlten Job, der mir auch noch Spaß 

Das Buch, das Netz, die Transformation und ihre Liebhaber

Das Buch, das Netz, die Transformation und ihre Liebhaber

Es ist die Liebhaberei alter, weißer Männer: die Diskussion über Begriffe (und das Schöne daran ist, dass man dafür weder alt, weiß noch männlich sein muss).

Begriffe prägen unser Denken. Auch wenn es mühsam ist, so sollten wir uns dennoch mit den in der jeweiligen Disziplin verwendeten Begriffen und deren Bedeutung auseinandersetzen. Beat Döbeli-Honegger hat vor einigen Tagen versucht, seine Verwendung der Begriffe zu visualisieren – Link: Digitalisierung, Digitalität & Co.

Die anschließende Diskussion drehte sich im Wesentlichen darum, ob die digitale Technik Auslöser oder Ermöglicher war, wo wir bei der Phase der Digitalisierung stehen und ob es eine Kultur der Digitalität oder doch deren mehrere gibt.

An dieser Stelle möchte ich aber einen anderen Punkt aufgreifen, der mich in Beats Grafik überrascht hat: die Verwendung und Übereinanderlegung der Begriffe „digitale Transformation“ und „digitaler Leitmedienwechsel„.

Digitale Transformation beschreibt den Wandel aufgrund der digitalen Technologien in der Wirtschaft, speziell in Unternehmen (siehe: Wikipedia). Persönlich finde ich es nicht sehr passend, diesen Begriff, der sich auf Verwertungsprozesse, Wertschöpfung, Infrastrukturen, etc. bezieht für (welt)gesellschaftliche Prozesse im Allgemeinen und für schulische Bildung im Besonderen zu verwenden.

Warum? Das geltende Primat der Ökonomie stellt uns vor in Fragen der Klimaveränderung der Umweltverschmutzung, des Artensterbens vor enorme Herausforderungen. Ein Teil der Lösung wird darin bestehen müssen, hier ebendieses infrage zu stellen. Zudem sollte es uns bei der Diskussion um die Bildung im Zeitalter der Digitalisierung nicht in erster Linie um Kennzahlen wie CPU pro Kind, mbit/s pro Lehrperson oder Pixel pro Lernziel, gehen.

Keiner kommt auf die Idee Schulen mit Unternehmen zu vergleichen? Doch:

https://twitter.com/VerenaDE/status/1308735000498573314?s=09

Ich vertrete die Meinung, dass hier der Begriff der Leitmedientransformation der geeignetere wäre. Was versteht man darunter? Kennzeichen eines Leitmediums ist, dass ihm eine Hauptfunktion in der gesellschaftlichen Kommunikation zukommt. Leitmedien sind nach Erdmann/Rückriem komplex, verschachtelt, umfassend, allgemein, irreversibel, eröffnen neue und andersartige Kommunikationsräume und ermöglichen (und erfordern) neue Lernformen. Neue Leitmedien verändern das gesellschaftliche System (und mehr) als Ganzes (hier, S. 18). Transformation bedeutet die Änderung von allem und von Grund auf, ein neues Emergenzniveau bildet sich heraus, diese Veränderung wirkt sich auch auf gekoppelte Systeme aus (detailliert: hier, S. 20).

Auf eine Leitmedien-Formation (Buchkultur) folgt die Leitmedien-Transformation (Digitalisierung), diese geht über in eine neue Leitmedien-Formation (Netzkultur, Kultur(en) der Digitalität). Ich habe versucht, das hier darzustellen:

In dieser Grafik schwierig darstellbar: ein neues Leitmedium ergänzt das bisherige, ersetzt es aber nicht. Ein Beispiel: beim Übergang von skriptografischen zur kryptografischen Kultur haben wir dennoch weiterhin geschrieben, weiterhin gesprochen und weiterhin unsere Gestik und Mimik verwendet. Axel Krommer verwendet zur Veranschaulichung dieses Aspektes ein Quadrat und einen Würfel: hier

Warum verwende ich nicht den Begriff Leitmedienwechsel? Erdmann und Rückriem sprechen von einer autopoietischen Selbst-Umwälzung: „Das betrifft z.B. die öko-kulturellen Systeme, Kulturen, Gesellschaften, Institutionen, Wissensformen, Menschen- und Weltbilder, Ideologien etc., aber eben auch die Menschen selbst. M.a.W., alles, was mit dieser Leit-Medien-Entwicklung verbunden oder davon berührt ist, befindet sich in diesem Sog der Veränderung. Das wiederum schließt zugleich die Umwälzung der jeweiligen historischen System-Medienkonstellation insgesamt mit ein.“ Das ist mehr und Anderes als wir mit „Wechsel“ verbinden. Wenn im Skiweltcup die Schweiz Österreich in der Nationenwertung überholt, dann findet ein „Wechsel“ statt. 😉 Aber das ist Ansichtssache und nur meine persönliche Meinung.

Wie weit ist die Leitmedientransformation vorangeschritten? Philippe Wampfler schreibt (hier) dass der Prozess der Digitalisierung abgeschlossen sei und wir künftig ausschließlich von Digitalität anstelle von Digitalisierung sprechen könnten. Davon bin ich noch nicht überzeugt. Die Leitmedientransformation ist ein langwieriger Prozess, von der Erfindung des Buchdrucks bis zur unumstrittenen Etablierung der Buchkultur hat es Jahrhunderte gedauert. Die Leitmedientransformation hin zu einer Kultur der Digitalität zieht sich bereits über Jahrzehnte. Computer wurden in den 1940ern allmählich digital, Banken verwendeten sie bereits in den 1960ern, die Polizei arbeitet mit Datenbanken seit den 1970ern usw. Viele Bereiche der Arbeits- und Lebenswelt wurden bisher von der Digitalisierung grundlegend verändert. Dennoch: mit einem Blick bspw. auf den Individualverkehr (Fahrassistenzsysteme, Vernetzung von Fahrzeugen, etc.) oder den öffentlichen Personennahverkehr (Taktungen, Ticketing, etc.) meine ich, zu erkennen, dass der Prozess der Leitmedientransformation noch länger nicht abgeschlossen ist.

Hans Magnus Enzensberger spricht davon, dass sich am Anfang eines solchen Prozesses die neue Technologie im Gewand der alten präsentiert (wenn ich bloß die Quelle dazu finden würde…). So hatte mein erster E-Book Reader einen Ledereinband wie ein wertvolles Buch.

Mittlerweile präsentiert sich die alte Technologie im Gewand der neuen, wie dieses Beispiel von Axel Krommer sehr schön zeigt:

Auch wenn der Prozess der Digitalisierung noch nicht abgeschlossen ist, so kann dennoch Bildung unter den Bedingungen der Digitalität 2020 ermöglicht werden. Bei dem Begriff zeitgemäße Bildung wage ich den Einwand, dass mir nicht klar ist, wer denn nun bestimmt, was „zeitgemäß“ ist. Welche Reichweite hat eine derartige Bestimmung? Zudem: die Diskussion zielt fast immer auf „Didaktik“, nicht auf „Bildung“.

Lernen trotz Corona – oder: die neue Transparenz

Lernen trotz Corona – oder: die neue Transparenz

Als Anbieter der Plattform Lernen trotz Corona (www.lernentrotzcorona.at) erhalten wir eine Vielzahl an Rückmeldungen und Anmerkungen zu unserem Projekt, das freut uns sehr! Damit wird auch das Bild viel klarer, wie Lernen trotz Corona gelingen kann – und wo die Stolpersteine liegen. 1 Organisation Mit