Digitale Dogmen – die Lerntheorien (Trilogie, Teil 1)

Socrative ist ein Tool, mit dem man schnell und einfach Fragen erstellen und verteilen kann. Für Smartphones und Tablets steht eine gratis App zur Verfügung mit der man an diesen Abstimmungen teilnehmen kann und auch über den Browser sind die Umfragen abrufbar. Die Befragung kann sehr rasch ausgewertet werden und man bekommt schnell ein Feedback.

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CC Wikimedia, Vizu. Jean Cote: Future School

Socrative habe ich schon des Öfteren bei Fortbildungen vorgestellt, zuerst haben die Teilnehmer/innen bei einer Befragung abgestimmt, anschließend selbst in Kleingruppen Fragen zusammengestellt und diese schließlich getestet. Das Werkzeug gefällt den Leuten (einfach, kostenlos, praktisch)! Das ist dann der Zeitpunkt, wo ich ihnen mitteile, dass es nicht opportun sei, Socrative zu verwenden.

Der Grund, der dafür an mancher Stelle vorgebracht wird, ist der, dass Socrative nicht einem konstruktivistischen Lernverständnis genüge, es unterscheide zwischen Lehrer- und Schülerrolle und sei einem sehr traditionellen Lehrverständnis verpflichtet. Und wenn man digitale Medien einsetze, so solle man auch nach konstruktivistischen Prinzipien unterrichten.

Von derartigen Dogmen halte ich nichts und möchte das auch begründen. E-Werkzeuge sind nicht per se einer Lerntheorie zuzuordnen, ebenso wenig wie Werkzeuge nur einer Anwendungsmöglichkeit zuzuordnen sind. Vielmehr kommt es darauf an, wie ich das Setting gestalte, bei dem ich auf digitale Medien zurückgreife.

Auch ausschließlich den Konstruktivismus zur einzig gültigen Lerntheorie zu erheben, ist IMHO nicht zielführend und auf empirischen Daten basierend auch nicht vertretbar. Stattdessen plädiere ich für einen pädagogischen Pragmatismus für den unter anderem auch Döring, Papert und Köhler eintreten.

Dennoch: Möchte man den Lerntheorien in Äquidistanz begegnen, so wird man sich auch und vor allem mit konstruktivistischen, insbesondere ko-konstruktivistischen Positionen auseinandersetzen müssen, wenn man eine gewisse Ausgewogenheit der lerntheoretischen Fundierung im Schulalltag anstreben möchte. Tatsächlich dominiert nach wie vor ein Unterricht, der dem Konstruktivismus nicht sehr nahesteht. Der Einsatz digitaler Medien bewirkt nicht von selbst ein anderes Lernverständnis. Allerdings tragen digitale Medien in sich einen Aufforderungscharakter der traditionelle Lehrformen in Frage stellt. Sie bewirken nicht ursächlich Veränderungen, aber unterstützen solche.

Ein digitaler Dogmatismus versperrt uns die Tür (siehe dazu den Beitrag von Bob Blume).

Dieses „Wider dem digitalen didaktischem Dogmatismus“, bedeutet aber gleichzeitig nicht, dass ich einem „Anything goes“ das Wort spreche sondern der kritischen Prüfung und der Auswahl des je am besten geeigneten Lernsettings.



3 thoughts on “Digitale Dogmen – die Lerntheorien (Trilogie, Teil 1)”

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