Standardantwort Nr. 7: Pädagogischer Pragmatismus bedeutet nicht, alles so zu machen wie bisher

Standardantwort Nr. 7: Pädagogischer Pragmatismus bedeutet nicht, alles so zu machen wie bisher

Eine Lerntheorie kann nicht alle Ausprägungen des Lernens hinreichend darstellen. Der Behaviorismus betrachtet nur einen kleinen Teil dessen, wie Lernen funktionieren kann. Der Kognitivismus erklärt vor allem die kognitiven Prozesse während des Lernens gut, aber auch ihm haftet ein mechanistisches Verständnis von Lernen an, soziale Komponenten werden dabei wenig berücksichtigt. Der Konstruktivismus wiederum kann wenig konkrete Ableitungen für die Lernprozessgestaltung anbieten. Der Konnektivismus schließlich kann nicht als eigenständige Lerntheorie angesehen werden.  Thomas Köhler, auch Michael Kerres und Claudia de Witt stellen die Möglichkeit einer Alternative durch pädagogischen Pragmatismus dar, welcher keine der Lerntheorien per se ausschließt (z. b. hier). Kerres und de Witt bringen Pragmatismus mit Medienbildung in Zusammenhang: „Medienbildung, die sich an dem Ansatz des Pragmatismus ausrichtet, kann dem Einzelnen eine Orientierung in einer Gesellschaft geben, die zunehmend hohe Ansprüche im Hinblick auf Vielfältigkeit, Flexibilität, Spontaneität und Leistung stellt.“ Den Konstruktivismus im Zeitalter der Digitalisierung zur einzig gültigen Lerntheorie zu erheben, ist nicht zielführend und auf empirischen Daten basierend auch nicht vertretbar. Dennoch: Möchte man den Lerntheorien in Äquidistanz begegnen, so wird man sich auch und vor allem mit konstruktivistischen, insbesondere ko-konstruktivistischen Positionen auseinandersetzen müssen, wenn man eine gewisse Ausgewogenheit der lerntheoretischen Fundierung im Schulalltag anstreben möchte. Tatsächlich dominiert nach wie vor ein Unterricht, der dem Konstruktivismus nicht sehr nahesteht. Der Einsatz digitaler Medien bewirkt nicht von sich aus ein anderes Lernverständnis. Allerdings tragen digitale Medien in sich einen Aufforderungscharakter der traditionelle Lehrformen in Frage stellt (siehe Standardantwort Nr. 3).

Das ist jetzt etwas kurz und holzschnittartig. Die Lektüre von Dirk van Gehlen ist möglicherweise erhellend: http://www.dirkvongehlen.de/das-shruggie-prinzip/

Zur Übersicht: Acht Standardantworten zur digitalen Bildung



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