Standardantwort Nr. 4: Bildung unter den Bedingungen der Digitalität ist in der Schule Querschnittsmaterie – und es braucht garantierte Zeitgefäße.

Standardantwort Nr. 4: Bildung unter den Bedingungen der Digitalität ist in der Schule Querschnittsmaterie – und es braucht garantierte Zeitgefäße.

Die Fachfrage ist eine jener Fragen, die in Zusammenhang mit dem Digitalen in der Schule heftig und kontroversiell diskutiert werden.

Es steht keineswegs fest, ob die Auseinandersetzung mit digitalen Medien besser als eigener Gegenstand in den Fächerkanon aufgenommen werden oder ob es sich dabei um ein überfachliches Unterrichtsprinzip handeln sollte. Die Meinungen dazu gehen sowohl bei Lehrenden wie Forschenden auseinander. Zu erwähnen ist auch, dass neben diesen beiden Optionen viele weitere denkbare Varianten der Umsetzung möglich sind. Fachdidaktiker/innen der Informatik plädieren weitgehend für ein eigenständiges Fach (z.B. Ludger Humbert, hier, Hubert Egger, hier, S. 207) aber auch Medienpädagoginnen und Medienpädagogen (z.B. Christian Swertz, hier). Die Diskussion zum Fach betrifft in Österreich die Sekundarstufe I, in der Primarstufe herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass das Thema integrativ behandelt werden sollte, in der Sekundarstufe II sind Ist-Stand und Diskussion heterogen.

Folgendes ist meine persönliche Meinung zu dem Thema: eine gesicherte informatische Grundbildung und ein adäquates Maß an Medienbildung in der österreichischen Sekundarstufe I kann nur durch ein dafür reserviertes Zeitgefäß gewährleistet sein. Gleichzeitig entbindet das die Lehrenden aber nicht, fachspezifische und fachübergreifende Lernprogramme, Kooperations- und Kollaborationswerkzeuge in ihrem Unterricht einzusetzen. Es geht auch darum, nicht nur digitale Medien im Fachunterricht einzusetzen, sondern die Inhalte der Fächer einer Neubetrachtung zu unterwerfen, einer Neubetrachtung, die sich mit den Auswirkungen der Digitalisierung der Lebenswelt auf die Lerninhalte auseinandersetzt. Medienbildung als Unterrichtsprinzip kommt auch ein hohes Maß an erkenntnistheoretischer Reflexion zu.

Bei der jetzt eingeführten verbindlichen Übung Digitale Grundbildung besteht die Herausforderung darin, dass Medienbildung und Informatik ausreichend Platz bekommen und nicht die Gewöhnung an die Maschine im Vordergrund steht.

Mit der Einführung des Faches besteht die Gefahr, dass die Arbeit mit digitalen Medien ausschließlich dem DigiGrubiPäd[1] aufgehalst wird. Digitale Bildung ist aber – wie erwähnt – auch Querschnittsmaterie. Die Leitmedientransformation (siehe Standardantwort Nr. 2) wirkt auf die Inhalte aller Fächer, Fachinhalte ändern sich im Zeitalter der Digitalisierung. Zur Verdeutlichung möchte ich einige Beispiele anführen: Geoinformationssysteme im Geografieunterricht, die Arbeit mit digitalen Messgeräten in den Naturwissenschaften, Spracherwerb und sprachliche Kreativität im Deutsch- und Fremdsprachenunterricht mit Hilfe von Software, Bewegungsanalyse mit digitalen Devices im Sportunterricht, die Erarbeitung und das Sichtbarmachen mathematischer Zusammenhänge mit Hilfe von Apps oder der 3D Druck von Musikinstrumenten.

Zur weiteren Lektüre:


[1] DigiGrubiPäd = Lehrer/in für Digitale Grundbildung

Zur Übersicht: Acht Standardantworten zur digitalen Bildung



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